Bessemicher Herkunft

 

 

 

Tomas Luis de Victoria: O vos omnes Source: http://www.tudor-consort.org.nz/recordings/ . Date:  2003. Author: The Tudor Consort. Permission: (Reusing this image) see below. This file is licensed under Creative Commons Attribution 2.5 License: In short: you are free to distribute and modify the file as long as you attribute its author(s) or licensor(s). [Wikimedia]

 

 

Das letzte Foto (ca. 1965) vom Geburtshaus meiner Mutter und ihrer 11 Geschwister  Hier verlebte meine Mutter ihre Kindheit, die von Armut und Hunger geprägt war. Meine Mutter Agnes war die Jüngste. Ihre Mutter Agatha verstarb ein dreiviertel Jahr nach der Geburt von Agnes im Kriegs-Hunger-Winter 1917

 

 

                        Geburtshaus Bessemich 560

 

 

 

 

 

        Meine Mutter stammt aus dem Spessart, genauer gesagt aus Oberbessenbach (“Bessemich”) bei Aschaffenburg. In der Aschaffenburger Gegend gibt es übrigens häufig den Namen Aulbach.

        In der Kriegs- und Nachkriegszeit fuhr meine Mutter relativ oft mit mir mit dem Zug dort hin  -  bei Kriegsende sogar mit dem Fahrrad. Sie hatte noch etliche Verwandte und Freundinnen  -  und besaß darüber hinaus auch ein paar Äcker und eine ‘Hecke’. Für mich war dieses Bessemich eine Art Kindheits-Sehnsucht. Ich war sehr gerne dort.

        Außerdem besuchte sie dann wohl auch meinen Vater, der eine Wohnung in Aschaffenburg hatte.

        Ich kann mich an den Spessart als Kind gut erinnern: z.B. an die Heidelbeeren im Hochwald, an einen langen sonnigen Weg am Bach entlang zum Gretchen nach Leidersbach und in der Abenddämmerung zurück: die Rehe im Wald. An die Chaussee (“Schossée”) nach Würzburg, wenn sich ab und zu an einem trägen Hochsommertag ein Lastauto hinter Bessemich langsam den Berg hochquälte (und dann in der Ferne einen neuen Gang einlegte). An den gelben Postbus nach Würzburg, das für uns Kinder unendlich weit entfernt schien.

        Ich erinnere mich lebendig mit deutlichen Szenen an die bekanntermaßen eigensinnige Tante Anna, die noch im Geburtshaus ihr Wohnrecht nutzte, weil sie ledig war, an meinen Cousin Walter mit seinem wunderschönen Spielautobus (oder war es ein Rot-Kreuz-Auto?) mit richtig aufklappbaren Heckklappen und Seitentüren (war nicht die Motorschnauze auch noch aufklappbar?), mit Scheinwerfern und Gummirädern, an seine freundliche Mutter Amanda, an meinen herzlichen Cousin Adam und seine Schwester, meine liebenswerte Cousine Amanda und deren fröhliche Mutter Kettchen. An Onkel Franz in Grünmorsbach, der mir Geschichte beibrachte (“Im Jahre 9, um 9 Uhr 9  -  Schlacht im Teutoburger Wald. Kannste dir das merke?”), seine gutmütige Frau Gretchen und an ihr hübsches Töchterchen, meine Cousine Inge.

         

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

        Auszug aus dem Aulbach-Stammbaum, den mein Cousin Walter Aulbach 1996 anfertigte:

 

 

        Aulbach-Stammbaum 6.Generation 560

 

 

ca.1933 - Familienfoto mit Anton Aulbach-3 - 800

                  Obere Reihe:

 

1. Gretel

2. Paul

3. Ludwig

4. Antonia

5. Karl

6. Josef

7. Franz

8. Agnes

9. Alois

                  Untere Reihe:

        10. August

        11. Anna

        Unbekannt

        Vater Anton

        12. Maria

 

Einige möglicherweise interessante Details:

1. Das Foto ist wohl so um 1930 entstanden

2. Ganz links ist Tante Gretel. Sie wohnte seit ca. 1935 in Gießen. Ihr Ehemann war zu der Zeit einfacher Soldat bei der Luftwaffe, die in Gießen einen Fliegerhorst hatte. Als meine Mutter Agnes (rechts oben) unehelicherweise mit mir schwanger war, zog sie nach Gießen und bildete mit der Familie von Gretel eine Art Großfamilie. Einige Zeit nach dem Ausgebombtseins am 6. Dezember 1944 wohnten wir alle zusammen im Riegelpfad 52 bei Gretel und ihren Kindern, Günter und Waltraud. Sowohl wir (im Seltersweg) als auch Gretel und ihre Familie (in der Rittergasse) waren ausgebombt. Meine Mutter fand dann eine noch halbwegs bewohnbare Wohnung am Kugelberg 18 - das muss wohl irgendwann im Januar-Februar 45 gewesen sein. Kann durchaus sein, dass wir trotzdem noch öfters im Riegelpfad übernachteten und Gretel und Agnes zusammen kochten, bis dass Gretels Ehemann aus dem Krieg zurückkam - schätzungsweise so 1946-47.

3. Der Vater Anton (untere Reihe rechts) arbeitete im Steinbruch und war außerdem noch Bauer mit div. Feldern bei Oberbessenbach.

4. In der Mitte oben sind zwei insofern besonders interessante Brüder, Karl und  Josef, da sie als gewiefte Schachspieler gegen irgendwelche  Lehrer in Aschaffenburg spielten und gewannen. (Das erinnert mich übrigens an die “Schachnovelle” von Stefan Zweig).

5. Leider hatte die 1917 verstorbene Mutter Agatha etlichen Kindern eine fiese Erbkrankheit übermittelt, den Morbus Osler. Beispielsweise Tante Gretel und auch deren zwei Kinder, Waltraud und Günter, waren davon betroffen. Gottseidank meine Mutter Agnes nicht und ich auch nicht.

 

 

 

 

 

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Hier geht’s zu Dezember 1944

Luftangriff auf Gießen

Wir werden ausgebombt im Seltersweg

 

 

 

 

 

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