Jürgen ist ein echter Giessener. Allerdings ist er nicht in Giessen geboren sondern 1940 in Straßburg, weil Jürgens Vater nach dem deutschen Sieg über Frankreich vom “Führer” zum Oberstaatsanwalt von Straßburg ernannt wurde.
Jürgens Vater, ein 100 %-iger Nationalsozialist, meldete sich zum Einsatz an die Ostfront, wo er 1943 gefallen ist. Während sein Zwillingsbruder eher ein konventionelles Leben führte, fing Jürgen schon in früher Jugend an zu rebellieren. Er wurde verhaltensauffällig in der Goetheschule, stromerte im abenteuerlichen Bergwerkswald herum, wo er z.B. nachts den katholischen Pfadfindern, die dort zelteten (ich war dabei), die Fahne klaute.
Als Jugendlicher besuchte er die gleichen Ami-Kneipen wie ich auch mit meinen Teufelslustgärtchen-Kumpels, vor allem die Express-Halle (in der Frankfurter Straße). Dort muß er auf einen Gleichgesinnten in seinem Alter gestoßen sein, der ebenfalls gewisse rebellische Neigungen hatte und sich deswegen in solchen verrufenen Kaschemmen herumdrückte: es war Peter Kurzeck aus Staufenberg. Gemeinsam verehrten sie beispielsweise Rimbaud, der ihnen eine Art Vorbild war.
Ich lernte Jürgen 1965 in München kennen. Er führte dort das Leben eines Bohème und lebte mit Irene zusammen, die die Freundin meiner damaligen Geliebten Uschi war. 1967 lebte Jürgen wieder in Giessen und hatte ein Zimmer in der Wilhelmstraße - Ecke Frankfurter Straße. Nachts, wenn das Scarabee dicht machte, gingen wir noch zu ihm. Er hatte dort ein tolles Bild von seinem (mir damals unbekannten) Freund Peter Kurzeck hängen: ‘Thionville’. (Peter war ein ausgezeichneter Maler). 1968 lernte ich dann durch die Vermittlung von Jürgen auch Peter Kurzeck kennen, mit dem ich seit 1972 einige Jahre (bis 1982) ziemlich eng befreundet war.
Es gibt auch ein Gedicht von mir von 1968 über Jürgen Klaus:
“Ode an Jü-Kla-Be”
Seit 1968 hatten Jürgen und ich jeweils eine neue Freundin. Und beide hatten wir zur gleichen Zeit 1969 einen Sohn. - Jürgen zog mit Frau & Kind nach Berlin und lud uns ein, zu ihnen zu kommen. So lebten wir 1-2 Monate in der Gustav-Freytag-Straße im Bezirk Schöneberg zusammen, bis ich dann eine eigene Wohnung in der Nähe gefunden hatte.
Nach all seinen aufregenden Revoluzzer-Zeiten, wozu auch gehört, daß er 1974 für ein Jahr im Knast landete, fand er Anfang der 90iger Jahre seinen Frieden in einer kleinen Sozial-Wohnung zentral in Frankfurt Bockenheim, wo er zusammen mit seinem mittlerweile herangewachsenen Sohn in Eintracht lebte. Zwischendurch gab es auch einmal ein kurzes Intermezzo in Südfrankreich, wo Jürgen auf dem Land - zusammen mit seiner damaligen französischen Freundin Pascal - eine kleine Feinschmeckerkneipe (in Barjac) aufmachte. Seine bekannteste Spezialität in der Region war ‘lapin’ (Kaninchen à la Jürgen). In dem von mir sehr geschätzten Buch von Peter Kurzeck “Übers Eis” tauchen auch etliche Passagen über Jürgen auf.
Die folgenden Rezepte auf unserer Rezepte-Homepage stammen von Jürgen, sie sind alle hervorragend!
Kaninchen
Ente
Lammbraten (ist z.Zt. leider noch nicht fertig)
gefüllte Lammbrust (ist z.Zt. leider noch nicht fertig)
Crevetten
Lachs mit Shrimps in Weißweinsoße
Mozarella mit Tomaten
1998 starb Jürgen an Leukämie.
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